Dein digitales Lagerfeuer
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 Lesedauer: 3 Minuten

Surfen in der Langeweile

Sommerhitze liegt faul auf meiner Haut, die Sonne scheint durch die Blätter am Baum, der Nachmittag liegt ausgestreckt vor mir, wie eine Katze, die sich in einem Flecken Sonnenschein maximal ausdehnt.

Nichts zu tun. Wie wunderbar!

Doch Moment, was ist dieses Gefühl? Dieses leichte «nicht ganz ausgefüllt sein»? Momänt, kann das etwa, nein, das wird doch nicht etwa…? Doch. Da ist sie. Die Langeweile.

Unbewegt bewegt

Wow. Ein Gefühl, das mir in den letzten Jahren komplett abhanden gekommen ist. Alles war so neu, so glitzernd mit Präsenz, farbig lebendig.

Nicht dass das nicht mehr so ist, doch es hat sich integriert und ich bin nicht mehr konstant high vor lauter Präsenz. Habe etwa viel mehr Kapazität zu arbeiten, in der Welt zu sein. Am ganzen Spiel teilzunehmen.

Das ganze Spiel scheint «Langeweile» zu beinhalten.

Momente, die irgendwo im Dazwischen hängen und sich ausdehnen, wie jene klebrig-süssen Gummischlangen, die ich als Kind jeweils am Strand von Arcachon chrömle durfte.

Ausdehnen in Ewigkeit, eine Ewigkeit, die gleichzeitig Alles und Nichts ist. Unbewegt und bewegt, im selben Augenblick.

Langeweile ist nicht gleich Ungeduld

Damit spiele ich diesen Sommer immer mal wieder: Wie ist es, sich zu langweilen und im Unbewegten zu verharren – ohne daran etwas ändern zu wollen?

Nur zu gut kenne ich die Langeweile aus meinem Leben «zuvor». Damals, als ich komplett in der Illusion lebte und sie für wahr hielt.

Ich langweilte mich, war unglaublich ungeduldig – und sehnte mich gleichzeitig nach mehr Platz, mehr Zeit, mehr Atem.

Was hat sich verändert?

Surfen in der Langweile

Das Erleben der Langeweile jetzt ist eher ein Wahrnehmen einer Bewegung, die das Leben selbst hat. Eine Bewegung wie eine Welle, die sich aufbaut, aufbäumt, bricht, sich zum Strand hin ausgiesst und wieder zurück zieht. In dieser Bewegung gibt es jene Augenblicke, die wie Stillstand aussehen, ein Verlangsamen, Ausharren, Verweilen.

Ich sehe dabei sogar im vermeintlichen Stillstand, dass dieser innerhalb dieser ganzen Bewegung geschieht, eingebettet ist in einen grösseren Bogen. Einen Bogen, den ich meist nicht in seiner Ganzheit sehen oder erfassen kann.

Das im Körper erlebte Wissen, dass die Momente vom In-der-Luft-Hängen Teil einer grösseren Bewegung sind, das lässt mich auch in den langweiligsten Nachmittagen vertrauensvoll verweilen. Mich der Langeweile hingeben.

Und wie ich letzthin in der alleriersten Surflektion meines Lebens erlebte: Die Welle holt dich, immer und immer wieder, unweigerlich. Und irgendwie fühlt sich das sehr tröstlich, entlastend und weit an.

Diese Zusage des Lebens an uns: «Komme was wolle, du bist getragen, die Welle bewegt dich und niemand kann verloren gehen.»

Aktuell ist das glaubs mein Lieblingssport, surfen in der Langeweile.

Langweilst du dich oft? Was löst das in dir aus? Lass es mich wissen, in den Kommentaren.

 

Foto von Wesley Pacífico auf Unsplash

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