Allein zu sein oder oder allein zu leben ist oft mit Stigmata verbunden: Obwohl heute so viele Menschen wie noch nie allein leben, befürchtet man insgeheim, dass solche Menschen zu anspruchsvoll, zu anstrengend, zu kompliziert oder komisch sein könnten, als dass man es mit ihnen aushält. Von ihrer Beziehungsfähigkeit, ihrer Flexibilität und ihrer Toleranz ganz zu schweigen. Aber ist das wirklich so?
Der Autor und Journalist Daniel Schreiber geht in „Allein“ dem Umstand nach, dass er mit Anfang 40 allein lebt, keine Liebesbeziehung führt und das Leben ganz anders gekommen ist, als er sich das einmal vorgestellt hatte. Er fragt sich, ob das ein Umstand ist, der einfach eintrat, ob er sich das unbewusst vielleicht doch ausgesucht hat, ob er diesen Umstand geniesst oder sich etwas vormacht, damit er sich den Schmerz der Einsamkeit nicht eingestehen muss. Antworten liefert er keine, aber Fragen, die so empathisch sind, dass man sich allein davon schon weniger einsam fühlt.
Daniel Schreiber (2021): Allein, Hanser Berlin.
1 Gedanke zu „Mut zur Einsamkeit“
Habe das Video mit großem Interesse angesehen/angehört. Ich bin Mitte 60, Witwe und lebe allein. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Einsamkeit kenne ich auch, jedoch weniger wenn ich allein bin, als wenn ich in “Gesellschaft” bin – z.B. bei Familienfeiern oder ähnlichem, wo die meisten Menschen “paarweise” auftreten. In solchen Situationen kann es passieren, dass ich mich extrem einsam fühle, weil mir da schmerzlich bewusst wird, wie sehr ich meinen Lebenspartner vermisse.