«Auf Gottes Zukunft setzen»: Das Kommen Gottes und die Erneuerung der Kirche
«Man dient Gott auch durch Nichtstun, ja durch keine Sache mehr als durch Nichtstun.» (Martin Luther)
7 Thesen von Matthias Zeindler (November 2024)
1. Kirche ohne Zukunft?
Kirche, zumindest in Westeuropa, zweifelt an ihrer Zukunft. Dem steht die Zusage des Auferstandenen entgegen, dass er bei den Seinen bleiben werde bis an der Welt Ende (Mt. 28,20). Zweifel der Kirche an ihrer Zukunft ist faktisch Zweifel an Gottes Treue.
2. Jesu Auferweckung als Grund der erneuerten Kirche
Christlicher Glaube ist Glaube an Jesus, den Gott von den Toten auferweckt hat. Und darum die gewisse Hoffnung, dass Jesus Christus, der gekreuzigt wurde, die Zukunft gehört. Erneuerung der Kirche gibt es somit allein aus der Orientierung am auferweckten Gekreuzigten.
3. Erneuerung der Kirche aus dem Hören auf die biblische Botschaft
Erneuerung der Kirche geschieht stets im Sinne des semper reformanda secundum Evangelium: als Erneuertwerden durch die Verheissung des Reiches Gottes. Konkret beginnt Erneuerung der Kirche immer mit neuem Hören auf die biblische Botschaft.
4. In der Hoffnung leben (1): entlastete Kirche
Eine Kirche, die aus der Hoffnung auf Gottes Kommen lebt, ist eine entlastete Kirche: entlastet vom Druck, sich selbst und die Welt zu retten. Im Wissen darum, eine Gemeinschaft von geschöpflichen, sündigen und erlösungsbedürftigen Menschen zu sein.
5. In der Hoffnung leben (2): ermutigte Kirche
Eine Kirche, die aus der Hoffnung auf Gottes Kommen lebt, ist eine ermutigte Kirche: dessen gewiss, dass der Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat, seine Schöpfung nicht verloren gibt.
6. In der Hoffnung leben (3): Kirche mit Perspektive
Eine Kirche, die aus der Hoffnung auf Gottes Kommen lebt, ist eine Kirche mit klarer Perspektive: durch ihre Solidarität mit allem Geschaffenen die unverbrüchliche Solidari-tät Gottes mit seiner Schöpfung zu bezeugen.
7. In der Hoffnung leben (4): fröhliche Kirche
Als entlastete, ermutigte und orientierte lebt die Kirche in der Freiheit, zu der «uns Christus befreit hat» (Gal. 5,1). Es ist die Freiheit derer, die auf eine Zukunft Gottes setzen, in der alle Tränen der Vergangenheit abgewischt und jeder Schmerz geheilt wird. Und die deshalb einstimmen können in den Ruf: «Freut euch im Herrn allezeit!» (Phil. 4,4)
3 Gedanken zu „Live-Special: Kirche – hat das noch Zukunft?“
Tja, wie füllt man Thesen mit Leben? Aufrufe, Apelle hat man ja alle die Jahrhunderte genug von den Kanzeln gehört, aber kaum etwas, das den Glauben kräftigt, ihn mehrt. Und das soll jetzt kommen? Glaube muss gelehrt werden, wie jedes Schulfach. Er muss, gerade in der heutigen Zeit mit Fakten untermauert werden.
Hier ist der Anfang davon:
https://manfredreichelt.wordpress.com/
https://independent.academia.edu/ManfredReichelt
Neu ist mir das Luther-Zitat. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber das muss auch verstanden werden, sonst geht es in die Hose. Zum rechten Nichtstun etwas:
https://manfredreichelt.wordpress.com/2020/08/12/aktives-nichtstun/
Mit den 7 Thesen von Matthias Zeindler kann ich voll mitgehen. Aber ihr betreibt da schon eine extreme Nabelschau! Ja, es ist sehr gut möglich, daß die reformierte Kirche untergehen wird. Aber was ist da so schlimm daran? Institutionen kommen und gehen, auf der ganzen Welt und auch in der kleinen Schweiz. Aber wenn man so die letzten 2000 Jahre weltweite Kirchengeschichte anschaut, spielt jetzt unsere reformierte Landkirche nicht so eine außerordentliche Rolle, dass an ihrem Zustand die Frage diskutiert werden könnte, ob Kirche noch Zukunft hat, oder nicht.
Wie immer eine sehr interessante Diskussion und ich bin sehr froh um eure Überlegungen zu den Thesen:
Für mich wirken die auf den ersten Blick mal wieder als eine theologische Nabelschau und mit Flügge gesprochen Theologen-Geschwurbel. Wenn jede These noch mit einem zusätzlichen Kommentar von x-Seiten erklärt werden muss, geben sie nicht viel her.
Zudem stehet da nix Neues oder Revolutionäres und das Ganze ist gaaaanz weit von der kirchlichen Realität in unserer Gesellschaft und dem Alltag in den Gemeinden weg…
Trotzdem habt- Gott sei Dank!- ihr zwei doch ein paar Gedankenanstösse geben können;
Was ist denn das Evangelium, die frohe Botschaft? Da hattet ihr die klassische Diskussion Reich Gottes gegen die Botschaft vom Kreuz bzw. Jesus gegen Paulus; spannend! In erster Linie haben wir mal eine Ansammlung von antiken Texten und wir sprechen diesen Geschichten einen Mehrwert zu; wie proklamieren, dass diese Geschichte etwas mit und Menschen und unserer Existenz zu tun hat- das ist schon viel und toll! In der Bibel steckt mehr drin, als die dröge Satisfaktionslehre! Das Sichtbar zu machen wäre wohl vielversprechend!
Und unser Hauptargument ist: diese Texte haben unsere Kultur und Gesellschaft geprägt und tuen es heute noch- das macht uns Diskurs fähig, aber nicht das Raushauen von theologisch- dogmatischen Sätzen, die kein Normalo versteht und die zuerst noch ausgelegt werden müssen!
Das Bild mit dem Lagerfeuer: nice, aber nur für eine sehr kleine Bubbel von Postevangelikalen möglich…
Ich würde mir mehr ein Denken von der Basis her wünschen: die meisten Menschen in meinem Umfeld und in den Kirchgemeinden, die ich kenne sind eher kirchenferne Kultur- oder KasualchristInnen: ich denke, über 90% unserer Mitglieder sind das.
Was würde denn die ansprechen? Was sind deren Bedürfnisse? Was ist deren Sprache? Dieser Mehrheit sollte man vielleicht mehr Beachtung schenken?!