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Liberale Theologie

In der Schweiz setzten sich liberale Theologen im 19. Jahrhundert erfolgreich dafür ein, dass es in den Reformierten Kirchen keine verpflichtenden Bekenntnisse mehr gibt; anders als z.B. in Deutschland. Zugleich schieden sich an diesem Ansatz immer schon die Geister. Manchen gilt heute die Universitätstheologie insgesamt als liberal – und darum gefährlich für den Glauben. Andere hingegen bedauern, dass es gegenwärtig kaum noch eine Liberale Theologie gibt, die die Kirchen herausfordert und Menschen inspiriert. Hat die Liberale Theologie vielleicht ihre beste Zeit schon hinter sich? Oder wird ihre Verbindung von kritischer Vernunft und Erfahrung des Einzelnen auch künftig unverzichtbar bleiben?

5 Gedanken zu „Liberale Theologie“

  1. Sensationeller Podcast: ich glaube, dass der liberale Ansatz gegenwärtig derjenige ist, der am ehesten in den Diskurs mit der modernen Gesellschaft treten kann, bzw. hier der anschlussfähigste oder ergiebigste ist: Siehe Lauster- ich finde seine Bücher einfach nur super!
    Auch Burri wäre zu aktualisieren und weiter zu denken und für das hier und heute und die Kirche fruchtbar zu machen!
    Hach, wo bleiben unsere “liberalen” Lehrer- richtige liberale Theologinnen haben wir leider auch in der Synode keine…
    Zur sogenannten säkularen Gesellschaft: ich behaupte mal flott, dass 95% meiner Gemeindemitglieder nicht mehr oder weniger “glauben”, als vor 100 Jahren- sie kennen die biblischen Geschichten einfach nicht mehr, weil sie nicht mehr in die Kirche “müssen”. Wenn ich ins Gespräch mit Menschen hier in meiner Gemeinde komme, die als “kirchenfern” oder gar “nichtkirchlich” gelten, ist der liberale Ansatz, so wie auch ihr ihn darstellt, der diskussionsfähigste: Religion als Weltdeutung, Kontingenzbewältigung, Religion als Ressource, Gott als das Geheimnis der Welt, der tragende Grund… Lauster liefert da gut Material, um an den Fragen, Erfahrungen und Lebenswelten der Menschen anschliessen zu können.
    Die “Brechstangen- Theologie” von Karl Barth bringt mir da wenig, auch Bonhoeffer und Ragaz sind zu weit weg…
    Mit alldem bin ich ein Verfechter der “narrativen” Theologie: Das einzige was wir “wirklich” und für alle “verbindlich” haben, dass sind unsere Texte, unsere Geschichten in der Bibel- und die sind so gut, dass sie uns- wie Märchen auch- auch heute noch etwas zu sagen haben; als Jungianer bin ich auch ein Verfechter des kollektiven Unterbewusstsein, dass durch und mit diesen Texten getragen und auch wieder genährt wird.
    So, jetzt bin ich ins Palavern gekommen…
    Aber nochmals: die Frage ist, wie sind wir diskussionsfähig mit der Naturwissenschaft, der Philosophie, Politik etc.: Lauster scheint mir hier wegweisend zu sein!
    Vielleicht könntet ihr auch Mals was zu dogmatischen Glaubensätzen sagen und machen und die hermeneutisch ins hier und heute “deuten”?
    Danke euch und weiter so!

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    • Danke, lieber Roland, für Deine ermutigenden und vertiefenden Worte hier, wahrlich kein “Palavern”. Ich finde – ähnlich wie Du – die leidenschaftliche Mühe, das Ja des Glaubens unter spätmodernen Lebensbedingungen und in einer sich rasant wandelnden Gegenwartskultur offen zu halten und plausibel zu machen, einen starken und nachahmenswerten Aspekt liberaler Ansätze. Dieser Ansatz von unten her, bei uns Menschen, unseren Selbst- und Welterfahrungen, um dann den Mehrwert und die Verheissung einer religiösen Deutung dieser Erfahrungen aufleuchten zu lassen, gefällt mir. Das steht für mich nicht im Gegensatz zu offenbarungstheologischen Aspekten, denn gerade dann, wenn religiöse Selbst- und Welterfahrungen mich ereilen und ergreifen, liegt es wie auf der Hand zu fragen: Wie lässt sich Gott in Angemessenheit zu diesen Erfahrungen am besten denken? Und da komme ich recht schnell auf die Idee, ihn etwa als relationales Wesen der Liebe zu denken, das es liebt, uns Menschen anzusprechen, zu ergreifen mittels aller Medien, die dazu geeignet sind. Ich würde meine vielleicht als eine vermittelnde Position bezeichnen.

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    • Bezüglich Naturwissenschaft und Glauben: Schweitzer meinte, die Theologie könne nicht in der Gesellschaft wirken, wenn sie sich in der eigenen Festung verschanze, und Werner schrieb nach Lambarene, Brunner habe sich nun auch von Barth abgesetzt, weil er gemerkt habe, dass ein Leben in der Stratosphäre auf Dauer doch nicht so gesund sei.

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  2. Danke für das Gespräch. Ich frage mich allerdings ob es nicht sinnvoll wäre, eine Vertretung ebendieser theologischen Richtung zum Dialog einzuladen. Etwa um gewissen Klischees auch Widerspruch entgegenzuhalten. Was ist das bspw. für ein Begriff von «reformiert», der als Gegensatz verstanden wird zu «liberal»? Wenn theologisch Liberale nicht zu äusserstem (Hyper-) Aktivismus neigen, schliesst das eine progressive Grundhaltung aus? Der Fokus auf das einzelne Individuum bzw. dessen Subjektivität mag unter den Einflüssen von Idealismus und Subjektivismus zuweilen überschiessend gewesen sein. Die Betonung des Wertes von Bildung und Kultur eröffnet indessen Horizonte, welche dazu einladen über die Banden der eigenen Kommune, Traditionslinie oder Kommunikationsblase hinauszugehen.

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  3. Vielen Dank für diesen Abstecher in die liberale Theologie!

    Was für mich etwas offen geblieben ist, ist die Frage, warum das mit dem Reich-Gottes-Gedanken verbundene Engagement und die starke Betonung der Ethik bei Schweitzer – auch gerade für Unterprivilegierte und sein Leiden am Bürgertum – bei seinen „Schülern“ – mindestens Bewunderern – irgendwie verschwunden scheint.

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