Nach der Pandemie sollten Gesellschaft und Politik nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sagt Christine Schliesser. Denn die emotionale Debatte um Zertifikate, Impfung und Maskenpflicht hätten Gräben aufgerissen, die Versöhnungsarbeit nötig machten.
Nicht zu vergleichen ist die Lage freilich mit der Situation in jenen Ländern, in denen die Studienleiterin am ökumenischen Zentrum für Glaube und Gesellschaft an der Universität Freiburg zu Versöhnungsprozessen geforscht hat: in Südafrika und Ruanda.
Im Podcast erzählt sie Anouk Holthuizen und Felix Reich von ihrer Forschungsarbeit in Ruanda und auch davon, wie die Kirchen während des Genozids Schuld auf sich geladen und später ein Schuldbekenntnis abgelegt haben und wie sie im Bestreben um Wahrheit und Versöhnung ihre theologische Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen suchen.
Weiterführende Informationen:
- Wo bleibt die Aufarbeitung?
- «Lange vermisste ich sie, doch diese Gefühl verblasst.»
- «Seine Haltung machte mich fassungslos»
- Sammelband «Konflikttransformation als Weg zum Frieden» (TVZ 2020) mit einem Aufsatz von Christine Schliesser.
1 Gedanke zu „Christine Schliesser: Jetzt ist Versöhnungsarbeit nötig“
Den Teil über Ruanda fand ich erhellender als der zweite Teil zum Thema Covid. Ein Völkermord hat eine andere “Qualität” als die vermeintliche Spaltung der Gesellschaft zu Pandemiezeiten. Gott sei Dank ist da Ruhe eingekehrt.
Verständigung ist tatsächlich richtig und wichtig, aber nicht alles muss man tolerieren und anhören. Grenzen und Nein-Sagen sind auch wichtig. Manchmal sollte man den Lautesten nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit schenken wie den Leisen. Die Ebenen wurden im Gespräch ein bisschen vermischt zwischen individueller Ebene (Versöhnung in der Familie wo ich zustimme) und der gesellschaftlichen Bedeutung. Ich denke nicht, dass man da zu viel Energie hineinstecken sollte. Man hat den kritischen Stimmen während und nach(?) der Pandemie sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt hat. Die “Sonntagsschulpredigt” der “man muss den andern hören und verstehen”, find ich da auf gesellschaftlicher, allgemeiner Ebene nicht so hilfreich. Daniel Ganser, Köppel und impfkritische Freikirchler und Co. brauchen und wollen definitiv nicht mein Verständnis. Sorry für mein offenes Wort. Reden ist gut, manchmal ist tatsächlich ein kritisches Schweigen und den andern ins Leere laufen lassen halt doch besser, was jedoch nicht meint, dass man Dinge unter den Teppich kehrt.