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Bibel lesen: 4 Tipps zum Start

Wie kann ich die Bibel lesen? Dafür braucht man eigentlich eine Anleitung, denn die Bibel ist nicht wie z. B. ein leicht verdaulicher Roman. Hier 4 Tipps von mir als Theologin (Bibel lesen ist also quasi mein Beruf).

1. Finde die richtige Bibel-Version für dich

Man könnte denken, in jeder Bibel steht das gleiche drin. Inhaltlich stimmt das auch. Aber die Bibel wurde aus alten Sprachen (v. a. Alt-Griechisch und Alt-Hebräisch) übersetzt. Jede Übersetzung ist leicht anders.

Manche Bibel-Übersetzungen sind extra darauf ausgerichtet, möglichst verständlich zu sein. (Im Fachjargon nennt man sie «kommunikative», «sinnorientierte» oder «dynamisch-äquivalente» Übersetzungen.)

Diese Bibel-Versionen sind sprachlich der heutigen Umgangssprache näher: 

  • Gute Nachricht
  • Hoffnung für alle
  • Neues Leben
  • Basis-Bibel (eine der neusten – enthält viele Zusatzinformationen und versucht, nicht nur verständlich, sondern auch möglichst genau zu sein)
  • u. a.

Manche Bibel-Übersetzungen orientieren sich möglichst genau am Grundtext («formorientierte», «wörtliche» oder «literale» Übersetzungen). Theolog:innen oder andere Menschen, die sehr genau oder sogar wissenschaftlich mit den biblischen Texten arbeiten, verwenden diese Versionen.

Diese Bibel-Übersetzungen sind genauer, dafür manchmal schwerer verständlich:

  • Neue Zürcher Bibel (mein Favorit)
  • Elberfelder Bibel
  • Schlachter (2000) Bibel
  • Luther-Bibel
  • Einheitsübersetzung
  • u. a.

Auf Websites wie bibleserver.com kannst du verschiedene Übersetzungen direkt vergleichen. Auch in Bibel-Apps hast du die Wahl, welche du dir anzeigen lässt.

So kannst du einzelne Sätze auch mal direkt vergleichen – das ist spannend.

2. Lies nicht von vorne nach hinten

Die Bibel ist kein Roman. Wenn du bei «Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde» startest, landest du schnell bei Fragen: Warum gibt’s etwa von der allerersten Geschichte in der Bibel, der Erschaffung der Welt, gleich zwei Varianten nacheinander (die sich auch leicht voneinander unterscheiden)?

Frag dich zuerst, was du suchst oder was dich interessiert.

Willst du mehr über Jesus Christus wissen, der im christlichen Verständnis Gott als Mensch war? Dann beginne zum Beispiel mit dem Markus-Evangelium. Kurzer Text, viele Geschichten.

Suchst du eher nach Lebensweisheiten? Dann wirf einen Blick in die sogenannten «Sprüche» oder lies die Bergpredigt. Letztere steht gleich am Anfang des Neuen Testaments, bei Matthäus 5–7.

Oder du brauchst Worte für deine Gefühle? Dann könnten die «Psalmen» dein Einstieg sein. Das sind Gebete, die Menschen vor langer Zeit aufgeschrieben haben.

Erstaunlich oft klingt das überraschend nah an dem, was wir heute an Spiritualität und Religiosität erleben.

Beispiele für Psalmen sind:

3. Nutze Hilfen und Erklärungen

Es gibt unzählige Bücher, Apps und Magazine zur Bibel, sogenannte «Bibellese-Hilfen» oder -Pläne. Ich bin mit kleinen Heften aufgewachsen, wo jeder Tag ein Bibeltext angegeben war, dazu eine Erklärung, Fragen und Gebete.

So wird das Gelesene greifbarer.

Diese Bücher und Magazine haben je ihren eigenen Charakter und auch eine theologische Prägung. Abwechslung erweitert deinen Horizont.

In der Bibel erzählen Menschen von ihren Erfahrungen mit Gott – beschreiben, was sie erlebt haben, wie sie sich Gott vorstellen und wie sie mit Gott sprechen. Im christlichen Verständnis ist dieser Gott auch heute noch derselbe.

Deswegen kann man sich beim Bibellesen auch immer die Frage stellen: Was hat das mit mir zu tun?

Wichtig: Nicht bei jedem Text ist das klar. Manche Texte bleiben fremd.

Manchmal ist die Sprache sperrig, manchmal das Weltbild ein so völlig anderes als heute. Einige Texte sind stark von der damaligen Kultur und Zeit geprägt, sie sollten das Zusammenleben in einer Gesellschaft regeln, die ganz anders organisiert war als im heutigen Westeuropa.

Es ist völlig okay zu sagen: «Dieser Text sagt mir (noch) nichts.» Oder sogar: «Ich mag ihn nicht.» Auch das gehört zum Lesen der Bibel. 

4. Lass dir Zeit

Und damit meine ich nicht: Setz dich erst mal drei Stunden hin.

Sondern lies immer wieder mal in der Bibel. Du wirst merken: Je nach Stimmung, Lebensphase oder Gespräch tun sich andere Perspektiven auf.

Für mich ist die Bibel ist wie eine Schatzkammer mit vielen Fenstern.

Je nachdem, durch welches Fenster das Licht fällt, glitzert etwas anderes auf, das ich genauer anschauen möchte und das mich fasziniert.

Es kann auch interessant sein, mit anderen darüber zu sprechen – in einem Bibelkreis, einem Gespräch, vielleicht auch online.

Es gibt nicht den richtigen Weg, in der Bibel zu lesen. Aber es gibt viele gute Wege.

Fang klein an. Such dir einen Text, der dich interessiert. Nimm eine Übersetzung, die dir liegt. Nutze Erklärungen. Und gib dir Zeit.

Die Bibel ist kein Buch, das man einmal durchliest und dann weglegt. Sie ist eine Begleiterin durchs Leben – mit Ecken, Kanten, Wundern und Tiefgang.

Welche Erfahrungen hast du mit dem Bibellesen gemacht? Welche Texte sprechen dich an – und welche irritieren dich? Oder hast du Fragen? Schreib gerne einen Kommentar. 

Evelyne Baumberger ist Theologin und Co-Leiterin des RefLab. 

Ähnliche Inhalte von Evelyne zum Thema Bibel: 
Video/Artikel: «Wurde die Bibel wirklich immer wieder umgeschrieben?»
Video/Artikel: «How to schwierige Bibelstellen»
Video/Artikel: «Ist die Bibel das Wort Gottes?»

Nützliche Links:
Schweizerische Bibelgesellschaft

Deutsche Bibelgesellschaft
Bibellesebund
Evangelischer Theologiekurs

2 Gedanken zu „Bibel lesen: 4 Tipps zum Start“

  1. Vielen Dank für die Tipps 🙂 ich bin „neu“ beim Bibel lesen und ich habe eine Freundin, die die Bibel einfach von vorne nach hinten durch liest und ich frage mich immer, wie sie das macht, ich kann das nicht. Dieser Artikel hat mir sehr geholfen, auch mal anzufangen bzw. dass es ok ist, wenn man die Bibel durcheinander liest. Es sind ja auch mehrere Bücher in einem Buch. Ich finde es aber auch deswegen schwer, weil ich ja keine Ahnung habe, wie das was da steht zu verstehen ist oder welche Möglichkeiten ich habe, das einzuordnen. Ich bin nicht christlich erzogen worden und weiß deshalb einfach nicht, wie ich mit diesen ganzen verschiedenen Texten / Büchern umgehen und an sie herantreten soll, es ist einfach unübersichtlich und anspruchsvoll und ich habe Angst die Dinge falsch zu interpretieren (und damit Schaden anzurichten). Deswegen ist Bibellesen oft frustrierend, weil ich danach nur noch mehr Fragezeichen im Kopf habe. Ich habe mir deshalb eine Studienbibel gekauft, aber die Bemerkungen am Rand sind so ideologisch eingefärbt, dass ich da auch kein Vertrauen habe. Ich bin echt überfordert, deshalb danke für den Beitrag !!

    Antworten
    • Liebe Miriam, danke für den Kommentar! Ich freue mich sehr, dass dir meine Tipps weiterhelfen. Gibt es dort, wo du wohnst, evtl. bei der Kirche ein Angebot, wo man gemeinsam in der Bibel liest und diskutiert? Da könntest du auch direkt Fragen stellen und mit Menschen sprechen, die schon länger Bibel lesen. Liebe Grüsse, Evelyne

      Antworten

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