Diese Aufnahme ist eine Spezialfolge vom März 2021, zu der wir einen Freund zu Gast hatten. Mit Heinzpeter Hempelmann hat Manuel später den Philosophie-Podcast «mindmaps» gestartet – hier geht es aber nicht um Philosophie, sondern um das Überleben der Kirche: Peter hat für einige Aufregung gesorgt mit einem provokativen Aufsatz unter dem Titel: «Warum die Kirche keine Zukunft hat».
Gerade weil wir die Kirche lieben und nicht bereit sind, vorzeitig das Licht zu löschen, sind wir überzeugt, dass es solche ehrlichen, ungeschönten Auseinandersetzungen braucht. Und Peter bringt nicht nur jahrzehntelange Erfahrung mit Kirche mit, sondern auch tiefgreifende Kenntnis der Lebensweltforschung, die er ins Gespräch einspielt und die uns an vielen Stellen wirklich die Augen öffnet.
Und übrigens haben wir später ein zweites Gespräch mit ihm geführt, das noch stärker auf Zukunftsperspektiven abhebt – ihr könnt es hier nachhören.
Hier die ursprüngliche Kurzbeschreibung dazu – viel Anregung oder Aufregung beim Hören!
Heute gibt’s ein Special, das es in sich hat! Der Theologe Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann hat vor kurzem für einige Aufregung gesorgt mit einem Text zur Frage, ob die Kirche überhaupt noch eine Zukunft hat. Er meint ganz frech: nein. Und verteidigt diese Überzeugung in 11 provokativen Thesen.
Darüber mussten wir mit ihm natürlich reden. Ist die Kirche wirklich in der Situation der Titanic, die ihrem unausweichlichen Ende entgegengeht? Und was bedeutet das für uns? Sollen wir an Bord noch so lange wie möglich zur (Orgel-)Musik tanzen? Oder gibt es Rettungsboote, die sich noch rechtzeitig wassern lassen?
Schlussendlich wird klar, dass wir gemeinsam sowohl an der Kirche leiden als auch für sie hoffen. In diesem Sinne: Schiff ahoi!
Hier schon mal die 11 Thesen im Wortlaut:
- Kirche hat keine Zukunft, weil sie kommunikativ ihre Anschlussfähigkeit verloren hat.
- Kirche hat keine Zukunft, weil Kirche ein geschlossenes System und veränderungsunfähig ist.
- Kirche hat keine Zukunft, weil konstantinisches Kirchentum nur noch eine historische Größe ist.
- Kirche hat keine Zukunft, weil viele Christen sich schämen, zur Kirche zu gehören, und sich deshalb auch nicht gerne zu ihr bekennen.
- Kirche hat keine Zukunft, weil sie nicht (mehr) lebensnotwendig ist.
- Kirche hat keine Zukunft, weil Kirche falsch ausbildet, die falschen Leute ausbildet und auch noch stolz darauf ist.
- Kirche hat keine Zukunft, weil Kirche eine Theologie duldet, akzeptiert und sogar fördert, die tödlich ist und geistliches Leben wie Gemeindewachstum zerstört.
- Kirche hat keine Zukunft mehr, weil Kirche ihren Unique Selling Point (USP) verloren hat.
- Kirche hat keine Zukunft, weil sie nicht mehr weiß, wer sie ist, und weil sie scheut und zutiefst ablehnt, was sie ist.
- Kirche hat keine Zukunft, weil sie selbstsicher im Bewusstsein lebt, sie besitze eine Ewigkeitsgarantie.
- Kirche hat keine Zukunft, weil Kirche ihre Zukunftsfähigkeit verspielt, indem sie ihre Ressourcen für deren Reflexion aufbraucht.…
… und hier findet ihr den vollständigen Text als PDF (herzlichen Dank an Heinzpeter Hempelmann fürs zur-Verfügung-stellen!).
6 Gedanken zu „Summertime-Special 3: «Kirche hat keine Zukunft!» (mit Heinzpeter Hempelmann)“
Guten Morgen!
Ich habe die Folge mit Interesse gehört, als ich sie vor einem halben Jahr ungefähr fand. Auch jetzt hat sie noch nichts an Aktualität verloren.
Es hat mich aber getroffen, dass bis heute nichts geschehen ist. Dies ist eine Folge, die eigentlich an Aktualität verlieren sollte, weil etwas unternommen wurde.
Natürlich kann man jetzt sagen: Intern läuft vieles. Das wäre aber genau das, was schon seit Jahren geschieht. Ein Reden über notwendige Veränderungen.
Zugegeben, mein Blickwinkel ist einer von aussen. Ich bin ein charismatischer Pastor im Exil, habe meinen Glauben dekonstruiert und rekonstruiert. Ich versuchte, in der Landeskirche TG Fuss zu fassen, und fand genau die Kirche, die hier beschrieben wird. Auch diese Kirche hat mich ausgeladen. Ich darf am Gottesdienst teilnehmen und nicht mehr, in der Kirchenbank sitzen und empfangen. Es gibt kein Angebot für Menschen wie mich.
Ich war vor 54 Jahren als Kind in dieser Kirche. Mir wurde vor 45 die Konfirmation verweigert. Ich habe mich in den vergangenen 5 Jahren wieder anzunähern versucht. Ich habe im Wesentlichen dieselbe Kirche angetroffen.
So schade.
Ich denke, den Thesen kann man vollumfänglich zustimmen.
Ich möchte viell. noch hinzufügen, die Kirchen wirken einschäfernd anstatt erweckend (einschl. der sog. “Erweckungsgottesdienste” und “Lobpreisevents”). Dabei ist die Botschaft, die die Kirche(n) zu vertreten hätten, die progressivste und revolutionärste in der Welt. Die einzige Botschaft, die Zukunft hat!
Es geht dabei um die bedeutendste Wahrheit. Diese versuche ich für alle Interessierten immer neu aufzuschlüsseln und selbst zu leben (denn eine ungelebte Wahrheit ist keine Wahrheit, im Sinne, dass sie dann nichts nützt). Meine Beiträge für die (kirchlichen) Fortschritt findet man auf https://manfredreichelt.wordpress.com/ und die theoretischen Texte auf https://independent.academia.edu/ManfredReichelt
Darunter zwei Aufrufe: https://www.academia.edu/119234746/Aufruf
https://www.academia.edu/62116179/Die_Notwendigkeit_einer_christlich_esoterischen_Weltanschauung
Hallo!
Es hängt alles an der Musik. Orgeln müssen vernichtet werden!
Bei der UNUM 24 hüpften viele junge Leute herum. Allerdings zu O’Bros, Bethel Music usw. Unser Landesbischof Tobias Bilz hat in seiner Predigt am Sonntag gehört, daß die gesamte Jugend der sächsischen Landeskirche Bethel Music hört. Er selbst hört Bethel Music oder Udo Lindenberg.
Moderne Worship-Musik ist allerdings nur ein Teil der modernen Musik-Arten. Es gibt diverse Musiker, deren Stil noch nie von einer hochkarätigen christlichen Band gespielt wurde.
Beispiele:
– Scooter – deren “Shout-Stil” wäre total gut geeignet für das Evangelium, denn deren Messages sind eher hohl.
– Pet Shop Boys
– Moshic – Heaven: https://www.youtube.com/watch?v=iuj7pEZS4co
– Loreena McKennitt: https://www.youtube.com/watch?v=RooTTuLCfNM
– Angerfirst: https://www.youtube.com/watch?v=YZFT43xf35M
Unique Selling Point? Das ist die Hoffnung auf das aeonische Leben in Jesus Christus in dem kommenden Kosmos, in dem die Herrschaft des Rechts vollkommen und die Herrschaft der Gewalt eliminiert ist. Um das richtig zu verstehen, muß man aber schon ins Hebräische und Griechische reingucken. Das kann heute ja jeder selber machen auf https://www.blueletterbible.org
Falsche Theologie? Wenn man an Luther, Melanchthon und Calvin anknüpft, dann liegt man grob richtig.
Falsche Leute in Ausbildung? Da es eher wenig Theologie-Student(inn)en gibt, werden alle ausgebildet, die da kommen, und am Ende angestellt. Andere gibt es nicht.
Ob die Kirche kleiner oder größer wird, ist alleine Gottes Wille. Derzeit ist sein Wille Wachstum in der arabischen Welt. Dafür sorgt er selber, indem Jesus Christus immer wieder als Mann in Weiß verschiedenen Leuten erscheint, wie Dr. Rev. Sameh Maurice Tawfik aus Ägypten auf der UNUM 24 berichtete.
Alles Gute!
Ich staune etwas über die Naivität der Diskutanten. Die komplette Story der christlichen Religion, wie auch aller anderen Religionen, ist einfach nur eine schlecht ausgedachte Hoffnungsstory auf das ewige Leben. So einen Unsinn glaubt heute keiner mehr und von daher wird sich diese Religion erledigen, egal ob jetzt Orgel- oder Gitarrenmusik gespielt wird. Man sollte seine kurze Zeit hier auf der Erde besser nutzen.
Ich denke naiv sind einzig Sie. Sie meinen auf Grund der Naturwissenschaft, es gäbe nicht mehr, als diese erforschen kann. Aber mit ihr, das sagte bereits Heisenberg, kann man nur das erkennen, das ihrer Fragestellung zugänglich ist. Sämtliche übersinnlichen Erlebnisse, die die Menschen haben, fallen mit dieser Methode unter den Tisch. Sie werden glatt geleugnet. Heute erkennt man aber, dass die Naturwissenschaft ein Reduktionismus ist und die eigentliche Grundlage der Welt nichtmaterieller Natur ist.
Ich hänge da noch eine 12. These an: Ohne Wörterbuch “theologisch – deutsch” sind die meisten Schriften kaum zu verstehen. Das gilt selbst für die von mir hochverehrte Dorothee Sölle.